BDA Bund

Stellung beziehen

Der BDA hat zu den momentan drängendsten Fragestellungen in der Architektur mit drei Kernthesen Stellung bezogen: Zu den Themen „Architektenleistungen im Werkvertragsrecht“, architektonischen „Großprojekten“ und „Architektenausbildung“ liegen nun Positionspapiere vor, die in der Bundesgeschäftsstelle in gedruckter Form bestellt werden können und am Ende dieser Seite zum download bereitstehen.

Der BDA wendet sich an die Bundesregierung mit der Forderung nach einer Aufnahme ergänzender Regelungen für Architektenleistungen im Werkvertragsrecht. Darin wird die faire Beteiligung von Architekten und Unternehmen an der gesamtschuldnerischen Haftung ebenso gefordert wie die Verpflichtung von Bauunternehmen zur Absicherung von Mängelgewährleistungsansprüchen und Synchronisierung der Gewährleistungsfristen von Architekten und Unternehmen. Im Hinblick auf die gesamtschuldnerische Gewährleistungsdauer entsteht dem Architekten bei Erbringung sämtlicher Leistungsphasen oft das Problem, dass sich die Gewährleistungszeit deutlich über den Zeitraum von fünf Jahren verlängert. Denn neben der gesamten Bauzeit und zusätzlich der Laufzeit der Begleitung der baulichen Gewährleistungsfrist (Leistungsphase 9) kommt häufig noch eine fünfjährige Gewährleistungsfrist nach Beendigung der letzten Leistungsphase hinzu.

Das Thema Großprojekte ist spätestens seit der für den Berufsstand unheilvollen Trias aus Elbphilharmonie, Stuttgart21 und dem Flughafen Berlin Brandenburg in aller Munde. Erschreckend oft kommen Architektinnen und Architekten dabei über Gebühr schlecht weg. Jüngst wurden im Zuge der Entscheidung zur Verlegung des Bahnhofs Altona in Hamburg eben jene drei Projekte ins Felde geführt, um die Größe des Potentials zum Scheitern zu illustrieren.

So sind komplexe Großprojekte der öffentlichen Hand zunehmend vor ihrer Fertigstellung einer massiven öffentlichen Kritik ausgesetzt. „Die häufigsten Gründe hierfür sind Intransparenz der Entscheidungswege, mangelnde Beteiligung der Öffentlichkeit, Planungs- und Baumängel sowie Überschreitung der Bauzeit und Baukosten“, so der BDA in seinem Thesenpapier. Daher wird die Forderung aufgestellt, Architekten frühzeitig in die Projektvorbereitung einzubinden, eine klarere Definition der öffentlichen Bedarfe im Vorfeld der Ausschreibungen und Vergaben zu gewährleisten und somit die fachliche Entscheidungskompetenz der Bauherrenvertreter zu stärken. Weiter wird gefordert, „die ganzheitliche Verantwortung des Architekten für den Planungs- und Bauprozess zu stärken. Ohne die klare Zuordnung der zu erbringenden Koordinations- und Integrationsleistung ist eine Verringerung der Schnittstellenprobleme nicht zu erreichen“.

Mit der Architektenausbildung nimmt der BDA zu einem dritten elementaren Punkt Stellung: Als Ergebnis des 1. BDA-Hochschultags der Architektur hat der Verband eine Reihe von Fragen und Forderungen formuliert, die die Mängel der praktischen Übersetzung des Bologna-Prozesses aufgreifen und auf eine zeitgemäße umfassende Ausbildung des Architekten abzielen. Diese sind in fünf Thesen zusammen gefasst, die sich für einen integralen Generalismus, die Förderung des komplexen Denkens, die Verlangsamung und Intensivierung des Studiums, dem Vermitteln von Haltung und der Forderung, dass nur Masterabschlüsse die Vollausbildung als Architekt erreichen, aussprechen.

Außerdem wird der Ausblick auf den 2. BDA-Hochschultag der Architektur gewagt: „Der Architekt als Mittler und Generalist. Inhalte der guten Architektenausbildung“. Unisono wird von den Universitäten und Hochschulen beteuert, dass die Ausbildung generalistisch angelegt ist und der Architekt mit einem umfassenden Wissen zum interdisziplinären Arbeiten befähigt wird. Doch welches umfassende Wissen ist damit gemeint? Welche Bestandteile, welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden gelehrt und gelernt? Gerade mit Blick auf ein sich wandelndes Berufsbild erlangen die Fragen eine besondere Relevanz.

Red.

Downloads

Zur Modernisierung des Architektenvertragsrechts. Forderungen des BDA

Stärkung der ganzheitlichen Verantwortung des Architekten. Planungs- und Bauprozesse bei Großprojekten

Zur Ausbildung der Architekten. Thesen des 1. BDA-Hochschultags der Architektur

 

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Ein Gedanke zu “Stellung beziehen

  1. Man sollte nicht vergessen, dass der derzeitige Zustand am Flughafen Berlin-Brandenburg aus Sicht der Architekten auch Vorteile hat: wäre das Colosseum so unbenutz geblieben – wie unbeschadet hätte es womöglich die Jahrtausende überstanden! Und genauso sollte der BER nun endlich als Weltkulturerbe anerkannt werden!

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